„Was besprechen Sie mit Angela Merkel?“ Die Klasse 4c beim Interview mit Familienministerin Franziska Giffey

Wir, die Kinder aus der 4c, haben vor Kurzem eine Jugendpressekonferenz mit Familienministerin Franziska Giffey besucht. Sie macht Politik für Familien und trifft oft Bundeskanzlerin Angela Merkel. Wir hatten uns schon einige Tage vorher gemeinsam spannende Fragen überlegt, die wir der Ministerin stellen wollten. Wir wollten zum Beispiel wissen, wie ihre Arbeit aussieht, was sie gerne zu Hause macht und ob sie selbst auch Kinder hat. Nicht nur wir waren zu der Pressekonferenz eingeladen, sondern etwa 250 Kinder aus ganz Berlin. Interessant war auch, dass man die Fragen in ein Mikrofon sprechen sollte. Das erforderte natürlich ein wenig Mut…. Hier lest Ihr nun einige unserer Fragen und die Antworten von Frau Giffey.

Letitia (10), Grunewald: Frau Giffey, wie genau wird man eigentlich Ministerin?

Franziska Giffey: Der offizielle Teil sieht so aus: Man wird von seiner Partei gefragt, ob man das machen will. Dann wird der Vorschlag in den Bundestag eingebracht und wenn der das absegnet, wird man vom Bundespräsidenten im Schloss Bellevue ernannt und dann im Bundestag vereidigt.

Dominik (10), Steglitz: Wollten Sie schon immer Politikerin werden?

Das war gar nicht mein Plan. Ich wollte eigentlich Lehrerin werden. Dann habe ich aber Politik, Verwaltung und Wirtschaft studiert. In Neukölln war zuerst meine Aufgabe, Fördergelder zu beantragen, auch für Projekte für Kinder. Da habe ich gesehen, dass es vielen Kindern nicht so gut geht und ich habe gemerkt: Wenn ich was verändern will, muss ich in die Politik. Ich bin dann in die SPD eingetreten und wurde Schulstadträtin, später Bezirksbürgermeisterin. Und nach drei Jahren kam ganz überraschend die Frage: Willst du Familienministerin werden? Ich habe das auch mit meinem Sohn beraten, er ist neun Jahre alt. Und dann habe ich Ja gesagt. So kann ich auch für andere Kinder in ganz Deutschland etwas bewegen. Wenn ich unterwegs bin, begleitet mich mein Sohn übrigens manchmal. Ich mag das Reisen, dabei lernt man viel.

Felicia (10), Lichterfelde-West: Wie sieht Ihr Alltag aus?

Ich stehe jeden Morgen früh auf, um fünf oder kurz vor sechs. Danach frühstücke ich mit meinem Sohn, bringe ihn zur Schule, dann fahre ich ins Ministerium. Dort mache ich mit meinem Team eine Lagebesprechung: Welche Termine stehen an? Ich reise auch viel, ich bin als Ministerin ja für ganz Deutschland unterwegs. Seit meinem Amtsantritt im März war ich schon in allen 16 Bundesländern und habe über 200 Besuche gemacht. Und dann gibt es ja noch die Sitzungswoche im Bundestag, wo ich zum Beispiel Reden halte. Auch am Wochenende gibt es Termine.

Isabell (10), Reinickendorf: Wie versuchen Sie die Schulen zu verbessern, damit die Kinder besser lernen können?

Daran müssen viele mitarbeiten: Lehrer, Erzieher, Sozialpädagogen. Und es braucht Geld. Es fängt ja schon damit an, wie die Schule aussieht. Wer von euch ist zum Beispiel zufrieden mit den Schultoiletten? Die sind ja nie perfekt. Wie das Schulgebäude aussieht und wie die Umgebung: Darum kümmert sich der Bezirk. Wir im Familienministerium machen uns stark dafür, dass die Erzieher besser bezahlt und ausgebildet werden. Ich möchte erreichen, dass mehr Erzieher bei euch an der Schule arbeiten. Ich wünsche mir auch, dass es an jeder Schule einen Sozialarbeiter gibt.

Helena (9), Tempelhof: Und was besprechen Sie mit Frau Merkel?

Immer mittwochs um 9.30 Uhr trifft sich das Kabinett, also die Bundesregierung. Das sind die Kanzlerin und alle Minister. Wir sitzen an einem großen ovalen Tisch und beschließen dort auch Gesetze. Morgen soll das Gute-Kita-Gesetz aus dem Familienministerium beschlossen werden. Das will mehr Qualität in den Kitas und auch, dass die Eltern in ganz Deutschland nicht mehr so viel für einen Kitaplatz bezahlen müssen. Ich sehe Frau Merkel also jede Woche, und sie ist sehr nett.

Antonia (10), Grunewald: Warum dürfen Schüler nicht wählen?

Dafür müsste man das Gesetz ändern, und das ist gar nicht so einfach. Aber ich finde auch, dass man Kinder mehr einbeziehen sollte. Wenn ein Spielplatz gebaut oder der Schulhof gestaltet wird, sollten die Kinder auch gefragt werden. Damit fängt Demokratie und Mitbestimmung an. Es gibt ja auch Möglichkeiten, sich einzubringen, als Klassensprecher etwa. Bei meinem Sohn gibt es einen Klassenrat, der hat gerade entschieden, dass es Wochenhausaufgaben geben soll und keine Tageshausaufgaben.

Lisa (14), Marzahn: Wie kann man Kinder vor Kriminellen besser schützen und Gewalt in Familien verhindern?

Ich finde, dass alle Menschen vor Kriminellen besser geschützt werden müssen, besonders Kinder. Auf der Straße sind das Ordnungsamt und die Polizei zuständig. Die Gerichte müssen Kriminelle verurteilen und ordentlich bestrafen. Gewalt in der Familie und in der Schule ist etwas anderes. Ich finde es wichtig, darüber zu sprechen. Das fängt beim Mobbing an. Wenn so etwas passiert, schon eine Hänselei, muss man sofort reagieren. Nicht weggucken, sondern versuchen zu helfen, zu einem Lehrer gehen und ihn um Hilfe bitten: Das ist das richtige Verhalten.

Clara (10), Westend: Gehen Sie auch in Seniorenheime?

Ja, dort bin ich auch unterwegs. Ich setze mich dafür ein, dass die Pflegekräfte unterstützt werden. Ich will bald einmal einen Praxistag in einem Seniorenheim machen und dort richtig mitarbeiten.

Ruby (10), Kreuzberg: Was war bisher das Spannendste in Ihrem Beruf?

Am liebsten mag ich Termine mit Kindern – wenn man erlebt, wie gut ihr drauf seid. Dafür mache ich Politik.

Finn (9), Tempelhof: Was war Ihre schlechteste Note in der Schule?

Ich war eine gute Schülerin, ich bin sehr gerne in die Schule gegangen. Ich hatte aber auch mal eine Vier, das muss in Mathe oder Physik gewesen sein. Meine Lieblingsfächer waren Englisch, Kunst und Musik.

Melina, Steglitz: Haben Sie noch Zeit für Hobbys?

Ja, ich fahre gerne Rad, schwimme und spiele auch ab und zu Gitarre. Die meiste freie Zeit verbringe ich aber natürlich mit meinem Sohn.

Bei so vielen Kindern konnten wir natürlich nicht alle unsere Fragen im Zoo-Palast loswerden. Aber Frau Giffey hat nach der Pressekonferenz noch eine weitere Frage von uns beantwortet, die wir ihr per E-Mail geschickt haben:

Viktor (9), Tempelhof: Warum müssen Eltern mit Kindern Steuern zahlen?

Der Staat braucht Steuern, denn mit diesem Geld werden viele wichtige Dinge bezahlt —  zum Beispiel auch in Deiner Schule: die Lehrer, die Tische und Stühle im Klassenzimmer oder auch die Heizkosten im Winter. Auch Polizisten werden aus Steuergeldern bezahlt, genauso wie die Krankenhäuser, Straßenreparaturen und die Unterstützung der Armen. Dafür muss jeder, der arbeitet, einen Teil des Geldes, das er verdient, abgeben: Einkommenssteuer heißt das.  Auch Familien mit Kindern müssen Steuern bezahlen, sonst wäre nicht genügend Geld in der Staatskasse. Sie zahlen aber weniger, je nachdem wie viele Kinder sie haben. Damit  es gerecht ist.

________________________________

Das ist Franziska Giffey! 

Franziska Giffey ist am 3. Mai 1978 in Frankfurt an der Oder geboren. Sie war von 2015 bis 2018 Bezirksbürgermeisterin von Berlin-Neukölln. In der SPD ist sie seit 2007 und seit März 2018 Bundesfamilienministerin. Sie hat einen Sohn – und ihr angeheirateter  Neffe Niels Giffey ist Basketballnationalspieler.

 Wie sie uns in der Pressekonferenz erzählte, hat sie als erstes Englisch und Französisch studiert, denn sie wollte Lehrerin werden. Aber Ärzte rieten ihr davon ab, weil sie große Probleme mit der Stimme hatte.   

Ihre Aufgaben als Familienministerin sind zum Beispiel Themen wie Unterhaltsvorschuss, Mutterschutz, Kindergeld, das Kita-Gesetz zu verbessern, Unterstützung der Kindertagesbetreuung und Sprachförderung von Kindern.

______________________________________________________

Eure Schlaufuchs-ReporterInnen:

Judith, Lina G., Finn, Klasse 4c.

Fotos: Maurizio Gambarini/Berliner Morgenpost; A. Huber

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s